Vor-Ort-Besuch im Coronajahr 2021

Fernreisen sind in Coronazeiten nicht zu Unrecht umstritten. Außer sie finden unter humanitären und nicht aus touristischen Aspekten statt. So reiste Anton Fach aus Walldürn als umtriebiger Vorsitzender des Fördervereins für Missionsarbeit kürzlich nach Tansania, wo er vier Wochen verbrachte, um die Gelder des Hungermarschs zu übergeben sowie die Umsetzung subventionierter Projekte vor Ort zu verfolgen. Mit der Rhein-Neckar-Zeitung spricht er über die Eindrücke der in jeder Hinsicht etwas anderen Reise.

Wie Fach erklärt, sei der Trip ursprünglich für Ende September 2020 geplant gewesen, musste jedoch coronabedingt mehrfach verschoben werden. Die an einen 13-stündigen Flug ab Frankfurt gekoppelte Reise nach Ostafrika war unumgänglich: „Die Gelder mussten übergeben werden“, begründet der Walldürner, dessen erste Station der Besuch bei Pater Damian Milliken in der Stadt Mazinda Juu war.

Besuch in Mazinde Juu und Kwamndolwa

Dort werden rund 2000 Mädchen in einem speziellen Mädchengymnasium beschult. „Die Schule gilt als eine der besten des Landes und ist entsprechend gefragt, zumal das Abitur eine bessere Zukunft verspricht“, betont Fach und spricht von im Schnitt 400 Mädchen pro Abschlussjahrgang. Pater Damian fungiert dabei als Administrator der von Schwester Eveta geleiteten Einrichtung. „Die Spenden hierfür trugen auch der Freundeskreis aus Buchen und die Höpfinger Schule zusammen“, informiert Anton Fach, der von Mazinda Juu direkt nach Ubiri zu Schwester Forkas reiste. Dort entsteht als Reaktion auf das große Interesse der Neubau einer weiteren Mädchenschule, was vom Förderverein unterstützt wird. Der Erlös des im Herbst letzten Jahres auf unkonventionelle Weise als kleine „Länderausstellung“ an der Höpfinger Pfarrkirche St. Ägidius mit Gottesdienst ausgeführten Hungermarsches kommt einem Projekt in Kwamndolwa mit Oberin Schwester Gaspara zugute. „Hier werden die Novizinnen zu Krankenschwestern, Erzieherinnen oder Lehrerinnen ausgebildet – die Spenden des Vereins decken das Schulgeld“, verdeutlicht Anton Fach. Das Lehrzentrum versteht sich als Bestandteil des Konvents der „Schwarzen Schwestern von den Usambara-Bergen“, der in Kwamndolwa etwa 500 Nonnen umfasst.

Besuch in Hingawali

Eine traurige Begebenheit ereignete sich jedoch in der zwischen den Provinzstädten Lindi und Mtwara liegenden Missionsstation Hingawali: Pfarrer Mbemba, dem Anton Fach seit 2003 freundschaftlich verbunden war und den er mehrfach in Walldürn begrüßt hatte, starb mit nur 66 Jahren an den Spätfolgen eines sehr schweren Verkehrsunfalls. Als problematisch erwies sich dieser Umstand vor allem in Bezug auf den 2013 durch den Förderverein eingerichteten Kindergarten, weswegen Fach in administrativer Hinsicht tätig werden musste: „Nach dem Tod von Pfarrer Mbemba gab es vieles zu regeln, weil der Kindergarten nur noch peripher betreut wurde“, schildert er. So wurde kurzerhand eine zweite Erzieherin eingesetzt und die Bezahlung der Gehälter sichergestellt. Die tägliche Verpflegung der Kinder für die kommenden Monate gewährleistet ein Großeinkauf.

Das alles beschreibt Anton Fach als nicht ganz einfache Prozedur: „Auch in Tansania sind einige bürokratische Hürden zu erklimmen. Beispielsweise musste die Erlaubnis vom Bischof und Generalvikar der Diözese Lindi eingeholt werden, um überhaupt tätig werden zu können“, schildert er. Aktuell wird die Missionsstation nach Art eines Amtsverwesers durch einen Katecheten verwaltet, um die Fortführung des Pfarrbetriebs zu gestatten.

Auch an anderer Stelle war eine nach dem Tod von Pfarrer Mbemba entstandene Lücke zu schließen: 2018 noch wurden 400 Cashewnuss-Jungpflanzen gesetzt, die der Geistliche seit seinem Unfall nicht mehr hatte bearbeiten können. „Hier wurde die Verantwortung einer jungen Frau übertragen, die die Interessen des Fördervereins vertritt und Gehälter ausbezahlt“, erläutert Fach. Zu diesem Zweck wurde ein Abkommen mit Abt Placidus vom nahen Benediktinerkloster Ndanda geschlossen, um die Entlohnung der Frau und weiteren Geldfluss zu sichern. „Die Administration der Kasse Ndanda zahlt Gelder aus, sobald sie durch den Förderverein aus Walldürn grünes Licht bekommt“, schildert er den Verfahrensweg.

Übergabe von zwei Wassertanks für Schulen

Über den Erlös des Hungermarsches wurde darüber hinaus der Kauf zweier Wassertanks à 5000 Liter bewerkstelligt. Diese kommen der Grundschule in Hingawali und der Sekundarschule in Madangwa zugute. „Es gibt in diesen Breitengraden nur Oberflächen- statt Leitungswasser, was im Fall einer von 500 Kindern besuchten Schule dem Tropfen auf dem heißen Stein gleichkommt“, führt Fach aus.

Nicht nur hier wird klar: Vor allem die Zukunft des Nachwuchses liegt sowohl dem Förderverein als auch Anton Fach selbst am Herzen.

Ausblick auf ein Projekt des Hungermarsch 2021

Sammlung von alten Laptop

Profitieren dürfte die Jugend auch von einem weiteren Projekt, das der „Leuchtturm“ des diesjährigen Hungermarsches sein wird: Alle drei Sekundarschulen in Hingawali sollen mittelfristig über öffentliche Internetzugänge verfügen, um den Jugendlichen EDV-Unterricht zu ermöglichen. Hier wendet sich Anton Fach an die Menschen des fränkischen Odenwalds: „Wir sammeln ab sofort gebrauchte Notebooks und Laptops für diese Aktion“, schildert er. Die Leitung wird ein junger Informatiker übernehmen, der sein Studium noch 2021 abschließen wird. Auch hier ist der Hintergrundgedanke eindeutig auf die Zukunft ausgerichtet: „Ohne vernünftige PC-Kenntnisse haben Jugendliche keine Chance auf eine gute Anstellung in der Stadt und ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut„, berichtet Fach als Kenner von Land und Leuten.

Vor allem unter Coronabedingungen sei die vierwöchige, den ganzen Februar über dauernde Reise kein leichtes Unterfangen gewesen: „Tansania geht ganz anders um mit dem Virus als Europa“, berichtet Anton Fach. So spiele der Infektionsschutz im Alltag kaum eine Rolle. „Nur bei Krankenhausbesuchen ist der Mundschutz aufzusetzen“, beschreibt er die Situation, die er dort erlebt hat.

Impressionen des Vor-Ort-Besuchs im Jahr 2021

Bericht (mit Anpassungen) aus der RNZ vom 28.03.2021