Situation 2022
Neuausrichtung und Wahlen bei der Jahreshauptversammlung 2022. Mehr über die Jahreshauptversammlung 2022
Walldürn. Er ist gebürtiger Unterfranke, längst im Odenwald heimisch und kennt sich auch in Tansania bestens aus: Anton Fach aus Walldürn ist Entwicklungshelfer des „Fördervereins für Missionsarbeit Walldürn“ – allerdings nicht mehr lange: Bei der anstehenden Mitgliederversammlung im April stellt er sein Amt zur Verfügung.
Im FN-Gespräch informierte er über den letzten Stand der Hilfsprojekte, die auch mit den Spenden der jährlichen „Hungermärsche“ ermöglicht werden. Aktuell fiebert man in Tansania der Regenzeit entgegen: „Wenn wir Sommer haben, hat Tansania Winter, und umgekehrt“, erklärt Anton Fach. So kämpfe man gegenwärtig mit Tagestemperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius, was nicht zuletzt die landwirtschaftliche Nutzung von Feldern erschwert.

„Erst in der Vorregenzeit können die Bauern ihren Grund bewirtschaften“, betont er. Aber auch das sei zuweilen nicht unproblematisch: „Wenn der Regen ausbleibt und die Saat aufgeht, verdörrt sie und es fehlt an Saatgut“, gibt der Walldürner zu bedenken, der erstmals 1985 nach Tansania gereist war. Mais etwa habe eine Vegetationszeit von vier Monaten: Wird er im Februar gesät, kann er im Sommer geerntet werden. „Ab dieser Zeit müssen sie Bauern von dem leben, was da ist“, bemerkt Anton Fach. Das gilt auch für Wasser: Normalerweise müssen die Frauen und Kinder rund zehn Kilometer zu Fuß laufen, um Wasser zu holen. Hier jedoch schuf der Verein vor einigen Jahren Abhilfe: „2014 wurde der erste von sieben komplett aus Spenden finanzierte 5000-Liter-Wassertank installiert. Er dient zur Bevorratung, kann aber bei Bedarf auch nachträglich wieder befüllt werden“,so Fach.
Rundum positiv sei die Entwicklung der öffentlichen Internetstation. Sie wurde im vergangenen Jahr mit in Walldürn und Umgebung gespendeten Computern bestückt, die von der Walldürner Firma Flaxa aufgearbeitet und mit neuer Software versehen wurden. „Inzwischen konnten wir einen technisch versierten Lehrer gewinnen, der dreimal pro Woche kommt und bereits als Kantor tätig ist“, freut er sich und spricht von einem „Projekt, das rasch Fahrt aufnahm“.
Der Lehrer und die Einrichtung werden über die Spenden des Hungermarschs bezahlt. Es handele sich dabei um ein echtes Novum: „Im Umkreis von 40 Kilometern um Hingawali gibt es kein vergleichbares Angebot, was natürlich das Interesse auf sich zieht“. Die Akzeptanz sei auch unter Erwachsenen stetig höher.
Wünschenswert sei allerdings die regere Nutzung durch Mädchen, die in der Gesellschaft Tansanias keinen leichten Stand haben. „Auch sie haben ein Recht auf Bildung, um bessere Perspektiven zu bekommen“, schildert Fach. Die Hoffnungen hierfür ruhen derzeit auf dem neuen Schuljahr, das dieser Tage beginnt: „Wir werden in dieser Sache das Gespräch mit dem Rektor suchen“, erklärt er.
Hingawali selbst zählt rund 4000 Einwohner und ist Sitz der gleichnamigen Pfarrei, die über elf Außenposten verfügt. Stolz ist Fach ebenfalls auf das in kurzer Zeit errichtete Haus für die Pfarrköchin Hingawalis und ihre zwei Kinder: „Nachdem die Arbeiten im November begonnen hatten, konnte die Familie bereits vor Weihnachten einziehen“, betont er. Auch dieses Vorhaben wurde komplett aus den Spenden des Hungermarschs und hilfsbereiter Bürger aus der Region finanziert. „Es ist absolut bemerkenswert, was an Unterstützung und Solidarität gezeigt wird, obwohl viele Menschen in Corona-Zeiten den Gürtel enger schnallen“, hebt er hervor. Weitere Aktionen befinden sich in Planung, werden aber erst in der Regenzeit verwirklicht.
Sein Ausstand ist beschlossene Sache: „Verschiedene Gründe haben mich dazu bewogen, künftig etwas kürzer zu treten, wenngleich es immer Spaß gemacht hat und stets viel Dankbarkeit zurück gekommen ist. Die Arbeiten werden nicht weniger und man selbst wird nicht jünger“, betont er.Mit Anton Fach tritt auch der aktuelle Vorstand des ursprünglich auf Initiative Klaus Hambergers gegründeten „Fördervereins für Missionsarbeit Walldürn“ zurück, so dass man derzeit auf der Suche nach „neuen Gesichtern“ ist, was sich jedoch schwieriger als gedacht gestalte: „Früher war die Gesellschaft offener für Vereinsarbeit und eher dazu bereit, ehrenamtlich tätig zu sein“, räumt er ein.
Allerdings zieht sich Anton Fach nicht ganz zurück: Das Projekt „Hingawali“ wird er auf privater Basis weiterführen. ad
Bericht erschienen in den Fränkischen Nachrichten
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